Anders handeln macht sie glücklich

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Anders handeln macht sie glücklich

„Die Entfernung konnte nicht berechnet werden“, sagt Google-Maps, befragt wie weit es denn von Husum nach Asunción, der Hauptstadt von Paraguay sei. Es muss also ziemlich weit weg sein, wo Sarah Otto sich gerade aufhält. Tatsächlich sind es fast 11000 Kilometer, die die blonde Nordfriesin von ihrem Zuhause trennen – Paraguay liegt auf der anderen Hälfte der Welt, mitten in Südamerika. Seit sieben Monaten ist sie nun schon in dem Land. „Ich fühl mich wohl hier“, sagt sie. „Es ist mir zur zweiten Heimat geworden.“

“Ich bin nicht perfekt”

Anders handeln – das war für sie schon als Schülerin ein Thema. Es fing damit an, dass sie kein Fleisch mehr essen wollte. Bei der Frage nach dem Fleischkonsum laufen so viele Fäden zusammen: Die Massentierhaltung, der CO2-Ausstoß, die Ausbeutung anderer Länder für den Futteranbau und die Ineffizienz der Energie-Ausbeute in der Tierhaltung – der Umstieg auf vegetarische Kost könnte klimaschädliche Emissionen um zwei Drittel reduzieren und Millionen Leben retten, so eine Studie. Einmal angefangen, mochte sie sich nicht mehr bremsen: Regionale und saisonale Ernährung wurde ihr wichtig, außerdem versuchte sie, den Plastikverbrauch zu senken. Sie wäscht sich zum Beispiel die Haare mit Haarseife, weil die unverpackt zu bekommen ist. „Ich bin nicht perfekt“, sagt sie, „aber ich möchte immer besser werden.“

Es ist wichtig, dass wir aufeinander zugehen

In Paraguay ist das alles ein bisschen schwierig. Es gibt kaum ein Umwelt- oder Klimabewusstsein, Fleischkonsum ist fest im Alltag der Menschen verankert – Sarah Otto hätte sich das Leben schwer gemacht, hätte sie auch hier auf Fleisch verzichten wollen. Ein bisschen gewöhnen musste sie sich schon an das fremde Land. „Aber ich finde es wichtig, dass wir aufeinander zugehen und voneinander lernen. Anders sein, das darf keine Wertung beinhalten. Anders ist halt anders, nicht weniger gut oder mehr schlecht.“

Freiwillig für den kulturellen Austausch

Dennoch hat sie einen Auftrag, den sie auch sehr ernst nimmt. Sie ist unterwegs im Internationalen Freiwilligendienst des American Field Service (AFS). Die AFS ist eines der weltweit größten Netzwerke von Austauschorganisationen für junge Menschen, die als Austauschschüler oder Freiwillige in sozialen oder ökologischen Projekten längere Zeit im Ausland verbringen. Sarahs Büro liegt in der Hauptstadt Asunción. „Das ist hier ein bisschen wie im EKJB“, erzählt sie lachend. „Hier kommen so viele Freiwillige zusammen. Man lernt schnell Leute kennen.“ Die AFS schickt ihre Freiwlligen durch das ganze Land. Sie arbeiten dann mit anderen jungen Menschen zusammen, und helfen ihnen, die Probleme vor Ort zu sehen und anzupacken. Dabei kann es um Politik & Gesellschaft, um Umweltfragen, Soziales oder Bildung gehen. Gerade in Umweltfragen sei noch so viel zu tun, sagt die 19-Jährige, die Hauptstadt sei echt schmutzig, Unrat und Plastik werde vielfach einfach auf die Straße geworfen. Jetzt gerade hat Sarah mit vielen anderen eine große Demonstration zum Weltfrauentag organisiert. „Das ist ein machistisches Land hier“, sagt sie nachdenklich, „aber die feministische Bewegung wächst und ist schon ziemlich stark.“ Angst habe sie nie, sagt sie, sie fühle sich sicher und geborgen.

“Ich gehöre in den Norden”

Noch vier Monate liegen vor ihr, dann will sie auch gerne wieder heim. Die Hitze, die Feuchtigkeit – ihr käme ein bisschen Schnee grade sehr recht. „Ich gehöre in den Norden“, weiß sie. Hebamme will sie werden, das weiß sie auch. Das kann man inzwischen studieren, und diese Möglichkeit will sie gerne nutzen. Und vegetarisch essen: Den Faden will sie unbedingt wieder aufnehmen, sobald sie zurück ist. Sie weiß, und sie merkt das jetzt, wo sie in der Fremde ist, besonders deutlich: Man kann diese Themen nicht gut verordnen, es braucht Zeit, bis die Ideen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit sich festsetzen. „Man muss da langsam rangehen und die anderen mitnehmen“, sagt sie. Sie selber macht es glücklich, anders zu handeln. Und so wie sie es versteht, ist es Glück ohne Reue. Ganz im Gegenteil.

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