Vertrauen ist die Grundlage von allem

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Vertrauen ist die Grundlage von allem

„Vertrauen ist die Grundlage von allem“, sagt Wilfried Christiansen am Ende des Gesprächs. Und fasst damit zusammen, was ihn über die Jahre geleitet hat und was ihn trägt und was ihm immer wieder Mut zum Andershandeln machte: Vertrauen in Menschen und Möglichkeiten, Vertrauen in Organisationen und Strukturen, Vertrauen in die eigene Kraft und in die geliebter Menschen. Vielleicht ist dieses Vertrauen gleichzeitig ein Vertrauen in Gott. Das sagt er nicht. Aber so könnte es sein.

Steinmetz und Restaurator

Wie sonst kommt ein Bauernjung aus Süderlügum nach Bilbao und Petra, nach Quito und Berlin, nach Moskau und am Ende sogar nach Husum? Der 49-Jährige hat viel zu erzählen: Von seiner Ausbildung zum Steinmetz in Itzehoe, von der Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker für Denkmalpflege und Altbausanierung in Raesfeld und dann von den vielen Jahre in vielen Ländern – er hat sich das nicht ausgesucht, er hat sein Leben nicht so geplant. Er ließ sich manchmal treiben – andere würden von Führung sprechen – und pflückte den Tag: Er nahm die Möglichkeiten und lernte, wo es ihm geschenkt wurde. Er sagt aber nie Nein zur Verantwortung, die ihm angetragen wurde. So wurde er, was er ist. Alles fußt auf Vertrauen, sagt er. Und seine Frau, die Brit, nickt. Ihr geht es genauso.

Der Kontakt mit dem Material

Angefangen hat es als „Schüleraustausch“ während seiner Weiterbildung. Da kam er für vier Wochen nach Spanien, lernte und arbeitete. Und kam auf den Geschmack. „War ich vorher schon mal richtig weg?“, fragt er. Und es ist ein anderer Kontakt zur fremden Kultur, als den, den ein Tourist oder kundiger Besucher haben kann: Der Steinmetz, der Restaurateur hat das Vermächtnis vergangener Generationen in Händen. Er lebt mit dem Material, geht täglich ein und aus in dieser Umgebung, die andere nur kurz besuchen und oberflächlich wahrnehmen. Der Steinmetz, der Restaurateur – er berührt, er beschlägt vorsichtig, er raspelt, er poliert….. immer im sinnlichen Kontakt mit dem Material, das ihm gegeben ist.

Wilfried Christiansen ist Nordfriese. Er würde das nie so sagen. Romantizismus liegt ihm fern, er ist klar und präzise in seiner Ausdrucksweise. Auch Bildhauer will er nicht wirklich sein. Er ist Steinmetz, Handwerker. Einer, der mit den Händen wirkt. Er „behaut“ Steine, das ist sein Job und seine Profession. Das kann er gut. Steinmetze gestalten hier in erster Linie Grabsteine. Das kann man normal und ordentlich machen. Oder gut. Wilfried Christiansen macht es gut. So gut, dass er gefragt wird für Wettbewerbe und Ausschreibungen. So gut, dass er für neun Monate nach Jordanien ging und fünf Beduinen in der Steinhauer-Kunst ausbildete. So gut, dass er in Berlin am Dom, am Reichstag und an der Nationalgalerie arbeitete.

Einer, der groß denkt

Anders handeln ist ein Teil seiner Selbst geworden, seit er 1996 im Rahmen des ASA-Programms der Carl-Duisburg-Gesellschaft nach Equador ging. Das war ein toller Austausch der Kulturen, da hat sich der Gedanke in ihm festgesetzt, dass es nur gemeinsam geht und dass Viele viel bewegen können. In Bilbao 1997 arbeitete er organisiert vom American Field Service (AFS) im Museum für Schöne Künste, engagierte sich dann ehrenamtlich in der AFS bis in die Bundesebene, organisierte zum Beispiel in Moskau einen einjährigen Jugendaustausch nach Russland. Die Liebe zu Brit und die Geburt der beiden Kinder machten ihn sesshafter, aber er ist jemand geblieben, der groß denkt und der viel zu tun bereit ist. In Berlin baute er eine evangelische Grundschule mit auf, wurde Vorstandsvorsitzender des Vereins, organisierte, delegierte – und war stolz auf das, was sie gemeinsam schufen: ein gut funktionierendes Unterrichtswesen, klassenübergreifend und mit theaterpädagogischem Grundprofil. So etwas müsste es viel mehr geben, findet er. Am liebsten hätte er sowas auch in Husum als weiterführende Schule, mehrzügig, größer als das kleine Berliner Projekt.

In Nordfriesland ist er seit 2016 und wurde bald auch hier in den Kirchengemeinderat gewählt. Er engagiert sich im Kindergarten und in der Synode. Zurzeit arbeitet er am Schleswiger Dom als Steinmetz. Wieder ein Dom. Und wieder, sagt er, es ist großartig an einem solchen Gebäude arbeiten zu dürfen. Täglich geht er am Brüggemann-Altar vorbei, und immer mal wieder fällt ihm dabei ein neues Detail ins Auge. Und privat hat er kleine Werkstatt, da darf dann auch mal Kunst entstehen, schöne Dinge, wie sie seinen Garten zieren. Oder die besondere Stele auf dem Ostfriedhof mit der Schrift, die man nur im Spiegel auf dem Boden lesen kann „Liebet ihr Lebenden, die Zeit rinnt so schnell.“

Vertrauen ist die Grundlage von allem

Anders handeln, das beschreibt er so: Sachen machen, weil man sie machen kann. Die Beschränkung im eigenen Kopf überwinden. Die Chancen nutzen. „Wir hatten noch so viel vor …..“, das sagen ihm manchmal Trauernde, wenn sie einen Grabstein in Auftrag geben. „Diesen Satz wirst du von uns nicht hören“, sagt er nachdenklich und guckt leicht fragend zu seiner Frau. Sie nickt, und in diesem Nicken ist kein Zögern. „Vertrauen ist die Grundlage von allem“, sagt er. Davon mehr – in der Politik, in der Gesellschaft und in der Kirche – dann könnte das Leben noch schöner sein.

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